Review: Quantum

Jeder kennt typische Kriminalgeschichten, in denen ein Detektiv einem Dieb folgt, der gerade seinen großen Coup plant, und wahrscheinlich hat auch schon jeder einmal von einer Space Opera gehört, in der einzelne Personen im weiten Universum in einen Krieg zwischen verwickelten Großreichen hineingezogen werden.

Die Kombination dieser Genres und einer bunten Mischung anderer, die ebenfalls scheinbar inkompatibel wirken, gibt es allerdings eher selten, weshalb mich die Prämisse dieses Romans von Hannu Rajaniemi so beeindruckt hat.

(Sehr) kurz gefasst geht es in seinem Debütroman um den Meisterdieb Jean le Flambeur, der von der Kriegerin Mieli aus einem futuristischen Gefängnis befreit wird und sich in der Gesellschaft auf dem Mars, die streng von den Uhren, die die ablaufende Lebenszeit der Menschen diktieren, beherrscht wird, auf die Suche nach seinen verlorenen Erinnerungen macht, in denen er einen Schatz wähnt.

Dabei entdeckt er langsam nicht nur das Geheimnis seiner Vergangenheit, sondern auch das der Oubliette, wie die Gesellschaft dort genannt wird, und er wird in die Dinge verwickelt, vor denen ihn sein Ich aus der Vergangenheit hatte beschützen wollen.

Und zu allem Überfluss sind ihm auch noch der Detektiv Isidore Beautrelet und dem Ordnungshüter mit dem Namen „Gentleman“ auf den Fersen, die seinen vermeintlichen Raub verhindern wollen.

Diese Handlung, die sehr viel weiter geht, als hier beschrieben, hat es verstanden, mich von Anfang bis Ende in ihren Bann zu ziehen, was aber auch nötig war, um sie zu verstehen.

Der Hauptkritikpunkt an diesem durchaus sehr unterhaltsamen Roman ist nämlich, dass der Autor einen komplett ohne Vorbereitung in eine Welt wirft, die der unseren viel zu fremd ist, um sie ohne Erklärung zu verstehen.

Doch gerade diese gibt es nicht. Man muss sich die Bedeutung allerlei (ausgedachter) technischer Fachbegriffe und Ereignisse der Vergangenheit dieser bunten Welt selbst erschließen, was nicht immer einfach ist, weil sich die Protagonisten so gut in der Welt auskennen, dass sie diese als selbstverständlich annehmen und keine Worte über deren Funktionsweise verlieren.

Hat man sich allerdings erst einmal daran gewöhnt, kann man den ausgefeilten Schreibstil des Autors genießen, der es schafft, einen trotz allem in der Geschichte gefangen zu halten.

Auch die Charaktere, die einem am Anfang noch fremd erscheinen, weil sie sich in einer unbekannten Umgebung befinden, wachsen einem mit der Zeit ans Herz, sodass man über das Ende des Buches hinaus erfahren will, was mit ihnen geschieht.

Wenn man nichts dagegen hat, bis zum Finale eines Buches so gut wie gar nichts zu verstehen, bis es auf einmal wie durch ein Wunder Sinn ergibt, dem kann ich diesen Roman nur empfehlen.

Auch wenn sich das etwas erst einmal ziemlich negativ anhört, muss ich sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, in die Geschichte, die dieses Buch erzählt, einzutauchen. Man muss halt nur ein bisschen Geduld mitbringen.

Bildquelle: https://kotaku.com/5804526/quantum-thief-an-excerpt

Review: Die Stahlhöhlen

Da ich mich sehr für Science Fiction interessiere, habe ich beschlossen, mir auch einmal ein paar Genreklassiker zu Gemüte zu führen, und da gehört „Die Stahlhöhlen“ von Isaac Asimov definitiv dazu.

Kurz gesagt spielt die Geschichte auf einer Erde, auf der die Menschen in den sogenannten „Cities“ leben, überdachten Megametropolen, in denen alles streng rationiert werden muss, um das gigantische Bevölkerungswachstum zu ermöglichen.

Der Protagonist, Lije Baley, ist ein Polizist, der den Mordfall an einem Professor aus Spacetown lösen soll, was besonderes politisches Gewicht hat, da die Spacer den Erdenmenschen mit größerem Misstrauen begegnen.

Und ihm zur Seite gestellt wird ausgerechnet ein Roboter, R. Daneel, den man äußerlich nicht einmal mehr von einem Menschen unterscheiden kann, und der erst recht Skepsis sät.

Was folgt, ist eine Mordermittlung, die im Gegensatz zu den meisten modernen Krimis über zahlreiche Hinweise nicht direkt zum Ziel führt, sondern auch zahlreiche Fehlversuche mit sich zieht.

Das macht das Ganze besonders interessant, denn nicht nur liegt der Protagonist mit seinen Vermutungen nicht immer richtig, er ist aufgrund seiner anfänglichen Abneigungen gegen Roboter auch für manche Theorien nicht empfänglich.

Gemeinsam mit der detaillierten, futuristischen Welt, von der sich selbst heutige Science Fiction nicht Einiges abgucken kann, wirken nicht nur die Hauptfiguren und ihre Ängste absolut realistisch, sondern auch die weitere Entwicklung der gesamten Menschheit, gemeinsam mit dem System, das sie am Leben hält.

Auch der Fall an sich ist nicht nur aufgrund seiner politischen Brisanz interessant, sondern auch aufgrund der Möglichkeiten, die Täter und Polizei zur Verfügung stehen, und die wir in unserer Zeit nicht haben.

Das alles wird vom Autor eindringlich und realistisch beschrieben, sodass man sich in die Figuren und ihre Situation hineinversetzen kann und der Lösung des Falls und der damit erfolgenden Rettung des Protagonisten entgegenfiebert.

Im Nachhinein muss ich zugeben, von dem Roman mehr als nur positiv überrascht worden zu sein, denn bei älteren Büchern erwartet man häufig eine trockenere Erzählweise, die bei dieser überaus lebendigen Geschichte ganz und gar nicht zum Einsatz kam.

Quelle: http://www.bereitsgesehen.de/wbblite/index.php?page=Thread&threadID=23146 [Bild]

Review: Sweet Tooth

Ich habe vor einigen Tagen endlich die beiden letzten Bände der Comicreihe „Sweet Tooth“ von Jeff Lemire gelesen, die gleichzeitig auch den Abschluss der Geschichte darstellen, und zu diesem Anlass wollte ich die lange überfällige Review dazu verfassen.

Die Story handelt von einer Seuche, die die ganze Menschheit dahinrafft. Mitten im Chaos können keine normalen Kinder mehr geboren werden, sondern Mensch-Tier-Hybride, darunter auch der Hirschjunge Gus.

Als auch sein Vater an der Krankheit stirbt, verlässt er den Wald, in dem er behütet aufgewachsen ist und schließt sich dem Einzelgänger Jepperd an, um sich auf die Suche nach einer sicheren Zone zu machen.

Auf dem Weg treffen sie zahlreiche weitere Verbündete und Feinde, darunter andere Tierkinder, Wissenschaftler und „Weltverbesserer“ aller Art, die davon besessen sind, ein Heilmittel zu finden und dafür über Leichen gehen.

Während das Setting nach ganz normalem Apokalypsen-Wahnsinn klingt, wurde es doch ganz anders umgesetzt, denn nicht nur ist der Protagonist immun dagegen, er ist auch noch ein Kind, das sich auf einen Erwachsenen verlassen muss, was die Spannung noch einmal steigert.

Die Charaktere sind realistisch und menschlich gezeichnet, dass sie Fehler begehen, gehört dazu, und davor sind nicht einmal die Protagonisten gefeit. Selbst die Bösewichte kann man verstehen, denn im Endeffekt wollen sie alle nur ihr Überleben sichern und herausfinden, was geschehen ist.

Auch der Zeichenstil ähnelt dem, den man aus zahlreichen Superheldencomics kennt, überhaupt nicht. Stattdessen wurde Wert auf Individualität und Emotion gelegt, die durch die einzigartigen Zeichnungen verstärkt werden.

Langsam mehr über die Hintergründe der Seuche und der Motivationen der Charaktere zu erfahren und zu beobachten, wie sich ihre Geschichten entwickeln, hat für ständig spürbare Spannung gesorgt, sodass man die Hefte am liebsten am Stück durchlesen wollte.

Alles in allem bleibt nur zu sagen, dass es sich bei dieser Reihe um eine der kreativsten handelt, die ich jemals lesen durfte. Nicht nur dem Setting wurde eine ganz persönliche Note verliehen, sondern auch der Art und Weise, zu erzählen.

 

Quellen:

https://www.readdcentertainment.com/search?search=sweet+tooth

http://www.serien.ninja/sweet-tooth-das-finale-kapitel/ [Bild]

Review: Rausch

Ich muss zugeben, dass ich mit gehörigen Zweifeln an „Rausch“ von John Griesemer herangegangen bin, einfach, weil ich niemals ein ähnliches Thema in einem Roman verarbeitet gelesen habe. Die Frage, worauf die verschiedenen Handlungsstränge, mit denen man immer wieder konfrontiert wird, am Ende herauslaufen sollen, hat mich auch während meines gesamten Lese-Erlebnisses begleitet.

Die Geschichte handelt vom Stapellauf der Great Eastern, dem damals mit seinen 211 Metern größten Schiff der Welt, und vom Verlegen des Transatlantikkabels, geht jedoch besonders auf die Einzelschicksale der Menschen ein, vor allem auf das des Ingenieurs Chester Ludlow, der einen neuen Abrollmechanismus erfand. Weitere Charaktere sind seine Ehefrau, sein Bruder, der Zeichner, der die Reise dokumentiert, eine Pianistin und ihr Mann.

Insgesamt eine beträchtliche Anzahl von Persönlichkeiten, die alle mit steigender Seitenzahl besser zum Ausdruck kommen und mehr oder weniger verständlich handeln. Der Schluss des Buches wirkt, das muss ich zugeben, in dieser Hinsicht jedoch fragwürdig, da er überraschend und ein bisschen unvorbereitet kommt.

Der Schreibstil an sich gefällt mir sehr gut und unterstreicht die besondere Atmosphäre des Buches, ob es nun um die Gefühle der Charaktere geht, die technischen Details ihrer Reise, oder die Begegnung mit dem Unfassbaren.

Die damalige Zeit ist realistisch und detailgetreu dargestellt, auch, was den Menschen damals wichtig war und wie sie auf gewisse Begebenheiten reagiert haben.

Obwohl mich das Thema des Buches beim Lesen des Klappentextes nicht besonders interessiert hat, hat mich der Roman bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen, sodass ich ihn gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Wie die Handlungsstränge an einigen Stellen zusammenfließen und sich an anderen wieder trennen, nur um am Ende ihren Platz im Gesamtbild einzunehmen, ist es, was den besonderen Reiz des Buches ausmacht.

Quelle: https://www.thalia.de/shop/home/suchartikel/ID30607879.html?sq=rausch%20griesemer [Bild]

Review: Leviathan – Die geheime Mission

Wer in seinem Leben mehr als zehn Bücher gelesen hat, kennt praktisch schon die Haupthandlung von jedem modernen Fantasy oder Science Fiction Roman: Entweder gibt es einen Auserwählten, der als Einziger den Tyrannen mit einem magischen Schwert besiegen kann, oder Soldaten auf Raumschiffen müssen sich gegen eine Alien-Invasion kämpfen.
Leviathan – Die geheime Mission von Scott Westerfeld, ein Buch, das eine Mischung auf beiden Genres ist, bedient sich zwar einiger Klischees, diesen aber nicht. Die Protagonisten sind zwar der sich auf der Flucht befindliche Prinz Aleksandr und die sich als Junge verkleidende Soldatin Deryn, aber das war es eigentlich schon mit dem typischen Elementen.
Die Vorgeschichte ist schnell erklärt: In der Welt, die sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg befindet, gibt es zwei Gruppierungen: Darwinisten, die mithilfe monströser Tierschöpfungen kämpfen, und Mechanisten, deren Streitkräfte aus von Menschen gesteuerten Maschinen bestehen.

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Das alleine ist schon kreativ genug, doch die Beschreibungen dieser Kreaturen und der Sturmläufer toppen das noch einmal. Obwohl sie im echten Leben selbstverständlich nicht existieren, kommt es einem fast so vor, als könnten sie es, so eindrucksvoll schafft es der Autor, seiner Geschichte Leben einzuhauchen.
Die Protagonisten und auch die Nebencharaktere sind einem sofort sympathisch und man kann sie und ihre Motivationen gut verstehen. Auch ihre Designs, die, ebenfalls wie die Schiffe und Läufer, in wunderschönen Illustrationen dargestellt werden, sind unterschiedlich und für diese Periode absolut angemessen und realistisch.
Der Schreibstil ist detailliert genug, damit man sich alles perfekt vorstellen kann, aber man sollte keine seitenlangen Beschreibungen erwarten, die so ausführlich sind, dass sie einen schon langweilen. Besondere Ausdrücke wie „Brüllende Spinnen“ (Heute wohl eher „Verdammte Scheiße“) oder die Tatsache, dass Deryn ihre Vorgesetzten „Eierköpfe“ nennt, machen den Stil besonders einzigartig und geben der Welt eine ganz eigene Note.
Es bleibt also nur noch zu sagen, dass mich dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite absolut gefesselt hat und ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Leviathan
Die Handlung ist in sich stimmig und führt einen in Richtungen, die man anfangs nicht erwartet hätte. Außerdem lässt sie nur die einzige Frage offen, die man sich am Ende jedes guten Buches stellt: Was wird jetzt, wo das erste Problem gelöst wurde, aus den Hauptcharakteren?
Zum Glück gibt es zwei Fortsetzungen mit den Namen Behemoth und Goliath, die die Geschichte hoffentlich ebenso eindrucksvoll fortführen, wie sie begonnen hat.

Quelle: http://www.keiththompsonart.com/index.html

Review zu „Vielleicht lieber morgen“

Charlie ist ein ganz normaler Junge, der zur Highschool geht. Er muss mit vielen Problemen umgehen. Nicht nur, dass er seit er auf der neuen Schule ist mit noch niemanden außer seinem Englisch-Lehrer geredet hat, sondern auch, dass ihm immer wieder diese komischen Erinnerungen an seine Tante im Kopf herumschwirren.
Doch als Charlie die lebensfrohen Geschwister Sam und Patrick kennenlernt, steht seine Welt auf dem Kopf. Er verliebt sich in Sam, das Mädchen, das sich immer wieder unter Wert verkauft und kommt das erste Mal in Verbindung mit Partys, Drogen und Alkohol. Doch trotz der neuen Situation bleibt Charlie stets offen für alles und beobachtet sein Umfeld genau, macht sich viele Gedanken zu seinen Mitmenschen und versucht seine Rolle im Leben zu finden.

Vielleicht lieber morgen ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller von Autor Stephen Chbosky. Das Buch ist in der Neuauflage auch unter „Das also ist mein Leben“ bekannt. Der Roman ist aus der Perspektive der Hauptfigur Charlie geschrieben und ist wie ein Reihe Briefe aufgebaut. Charlie schreibt an einen Freund, wobei der Freund dem Leser unbekannt bleibt.
Durch dieses Vorgehen bekommt man einen guten Einblick in die Gedanken von Charlie, die auch manchmal sehr verwirrend sind.
Charlie ist wahrscheinlich einer der sympathischsten und gleichzeitig herzzerreißenden Charakteren, denen ich je begegnet bin. Er ist eine Person, die sich immer um jeden kümmern will und seine Verantwortung in der Welt sieht und versteht. Trotzdem wird auch im Buch immer wieder klar, dass da irgendwas ist, das er unterdrückt und dass ihn etwas plagt.
Es gefällt mir wie Stephen Chbosky seine Figuren mit Leben füllt, wie der Sinn des Lebens eine so große Rolle spielt und wie selbst der Leser animiert wird, an alles mögliche zu denken. Während des Lesens wird einem bewusst, wie sehr Charlie seine Freunde liebt. Außerdem bekomme ich das Gefühl frei zu sein, genau wie Charlie und seine Freunde. Im ganzen ist das Buch eine echte Empfehlung. Es ist ein ganz einzigartiger Roman, bei dem es sich lohnt auch mal mehr Zeit zu investieren.
Der Film wurde unter anderem von Produzent John Malkovich produziert. Ich kann nur sagen, dass der Film mein Lieblingsfilm ist. Durch die Schauspieler Logan Lerman, Ezra Miller und Emma Watson, die die Figuren des Charlie, des Patrick und der Sam darstellen, ist die Rollenverteilung wie sich Buchliebhaber sie vorstellen. Meiner Meinung nach ist der Film kein 0815-Film aus Amerika, sondern bringt Herz, Humor und Verstand mit. Auch was die Altersgruppe angeht, kann ich mir vorstellen, das jeder sich mit dem stillen und nachdenklichen Charlie anfreunden kann. In Verbindung mit der trockenen Komik des wahrscheinlich herzlichsten Menschens Patrick und der selbstbewussten und  die dennoch in der Liebe unsicheren Sam, kann man dem Film gar nicht widerstehen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass `Vielleicht lieber morgen´ sowohl als Buch, als auch als Film eine einzige Sensation ist. Es gibt nichts schöneres, als wenn es draußen regnet und man sich zusammen mit Tee bequem macht und anfängt zu lesen oder den Film zu schauen.
Ich kann euch beides nur wärmstens ans Herz legen.

„Und ich schwöre, in diesem Moment waren wir grenzenlos.“-Charlie in `Vielleicht lieber morgen´.