Review: Alice: Madness Returns

Alice im Wunderland ist auch heute noch ein beliebtes Buch, was dutzende von veränderten Versionen, ob in Büchern, Filmen oder, wie hier, Videospielen erklärt. Doch so wie hier habe ich die Geschichte noch nicht erlebt.

Im Spiel „Alice: Madness Returns“ schläft die gute Dame nämlich nicht einfach unter einem Baum ein und erträumt sich das Wunderland, nein, es wird ihr Zufluchtsort in ihrer Fantasie, nachdem ihre Familie bei einem Feuer ums Leben kam und sie für zehn Jahre in die Psychiatrie gesteckt wurde.

Und ähnlich düster geht die Geschichte weiter, denn in jedem der sechs Kapitel, die man durchlebt, erhält man eine weitere Erinnerung über ihre Vergangenheit, deren Geheimnisse auf diese Art langsam enthüllt werden. Zwischendurch geht die Geschichte auch im viktorianischen London weiter, wo Alice in der Realität lebt.

Und Elemente aus ebendieser Realität lassen sich auch im Wunderland finden, wenn auch nur in versteckten, hinter dem Fantastischen verborgenen Anspielungen, die sich am Ende zu einem großen Gesamtbild zusammenfügen und eine Handlung ungeahnter Ausmaße, die einen schockiert und in den Bann zieht, enthüllen.

Die Level selbst sind liebevoll gestaltet wie man es nur selten zu sehen bekommt. Da jedes von ihnen ein anderes Thema hat, angefangen mit Industrie, Unterwasser und Asien über das Schloss der Herzkönigin bis hin zum Puppenhaus, ist es eine besondere Freude, die wunderschöne Landschaft zu betrachten und in ihnen Rätsel zu lösen, von Plattform zu Plattform zu springen oder Gegner zu besiegen.

In jedem von ihnen trifft man grotesk verzerrte Charaktere, die man bereits aus der originalen Geschichte kennt, und von denen einige einen unterstützen, während andere versuchen, die Zerstörung des Wunderlandes durch den Infernalischen Zug voranzutreiben.

Ein großes Lob muss auch an den Stil der Cutscenes ausgesprochen werden, da diese nicht immer mit den „normalen“ Charaktermodellen animiert wurden, sondern manchmal auch so, dass die ausgeschnittenen Papierfiguren mit puppenhaften Bewegungen ähneln, was perfekt dazu passt.

Außerdem gibt es für jeden Ort spezifische Minigames, in denen man Aufgaben wie Puzzeln, Rutschen, Notenspielen, einen versteckten Tintenfisch finden oder Schach bewältigen muss. Weitere Spiele handeln von einer Schifffahrt, einem Side-Scroller im orientalischen Stil und von der Beförderung eines Puppenkopfes durch einen Hindernisparkour geht. Und nicht zu vergessen, mein absoluter Favorit: Als Gigantin (nachdem man besagten Kuchen gegessen hat, versteht sich) ganze Außenposten von Kartenwachen fertigmachen, indem man sie einfach zertrampelt. Wie man daran sehen kann, ist die Auswahl nicht gerade gering und sorgt für genug Abwechslung, um dem Spiel auf der einen Seite den Spaßfaktor zu verleihen, ohne die eigentliche Handlung untergehen zu lassen.

Für jedes Level gibt es auch noch ein eigenes Kleid, das sich der Landschaft anpasst, und in den ersten bekommt man auch noch verschiedene Waffen, angefangen mit der Vorpal-Klinge, die einigen aus dem Gedicht um den Jabberwock bekannt vorkommen sollte, über die Pfeffermühle, die Uhrwerkbombe, den Regenschirm, das Steckenpferd bis hin zur Teekanone, die alle unterschiedliche Funktionen haben und für das Lösen bestimmter Rätsel oder das Besiegen einiger Gegner gebraucht werden.

Von diesen gibt es auch in jedem Level unterschiedliche, die sich der Landschaft angepasst haben und allesamt gut ins Wunderland passen, doch verschiedene Stufen des Verfalls finden sich überall und werden von Ort zu Ort stärker und schwieriger zu besiegen, sodass man wirklich alle Waffen und sonstigen Gerätschaften benutzen muss.

Nicht nur die Designs der Gegner und der Protagonistin sind einfallsreich, auch die anderen Charaktere, die man so trifft, ob im Wunderland oder in der Realität, sehen auch immer ihrer Persönlichkeit entsprechend, und damit relativ cartoonähnlich aus, was den verrückten Stil insgesamt unterstreicht.

Insgesamt lässt sich nur sagen, dass das Spiel aufgrund seiner Vielfältigkeit und ausgelebten Verrücktheit, gepaart mit guter Mechanik und ebenso schönem Gameplay auf jeden Fall zu meinen Favoriten gehört und ich wirklich enttäuscht war, als ich gehört habe, dass EA einen Nachfolgetitel abgelehnt hat.

Quelle: http://www2.ea.com/de/alice-madness-returns/images